Vom 2.-4. November kamen fast 50 TeilnehmerInnen von 28 Festivals und Theatern aus 17 Ländern im malerisch gelgenen Perelada zusammen.
Der Rahmen hätte suggestiver nicht sein können mit Schloss und Weingut inmitten von Olivenhainen an der Costa Brava. Opera Europas Festival-Mitglieder konnten sich in einer ungestörten Think-Tank Umgebung ganz dem Thema der drei Tage widmen: Festivals!
Sind Festivals die Zukunft der Oper? fragten sich unser Gastgeber Oriol Aguila, Katharina Wagner (Bayreuth), Joan Matabosch (Madrid) und Opera Europas Direktorin Karen Stone zum Auftakt der Veranstaltung. Ja und nein: einerseits sind Festivals ein wunderbares Reiseziel mit Kultur, Natur und Erholung bieten, das durch dieses Gesamtpaket auch neues Publikum anlocken kann. Andererseits sind viele Festivals stark spezialisiert und damit ein Platz vor allem für Kennerinnen und Liebhaber.
Um diesen Gegensatz drehten sich auch die folgenden Präsentationen und Diskussionsrunden. Festivals setzen nach wie vor starke Akzente mit spezialisiertem Repertoire, das ein internationales Publikum anzieht, in manchen Fällen bis zu über 60%, oder mit zeitgenössischen Kreationen, welche die Oper als Kunstform immer wieder erneuern. Gleichzeitig nehmen viele Festivals eine gestaltende Rolle für ihre Region ein. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Tourismus- und Gaststättengewerbe sind beachtlich. Künstlerische Kooperationen formen sich auch mit anderen kulturellen Institutionen in der Stadt und dem Umland. Und auch im Bereich der Pädagogik und Musikerziehung kommt Festivals zunehmend eine tragende Rolle zu, womit es zunehmend gelingt, über den langen Zeitraum zwischen den Festivals den Kontakt zum Publikum, doch vor allem auch zu seinem Habitat zu pflegen und dieses aktiv mit einzubinden.
Auch manche Theater richten Festivals während, am Ende oder zu Beginn ihrer Spielzeiten aus: Repertoire wird konzentriert und setzt einen künstlerischen oder dramaturgischen Akzent, neue Spielstätten können erschlossen werden. Das Publikum vor Ort wird herausgefordert, sich auf eine andere Erfahrung mit dem Theater einzulassen, und gleichzeitig kann den Ansprüchen eines ortsfremden Publikums Rechnung getragen werden.
Per Video zugeschaltet wurden Marc Scorca von Opera America und Alejandra Marti von Opera Latinoamerica, die beide sehr unterschiedliche transatlantische Erfahrungen beisteuren konnten: In Nordamerika stellen Opernfestivals die vitalste Produktionsform dar, gesichert durch sehr treues Publikum, dem Fördern von Nachwuchstalenten und besonders aufregenden Programmen. In Südamerika sind Festivals meist jünger und charakterisiert durch eine interdisziplinäre Herangehensweise, was ein eher Opern-untypisches Publikum anlockt.
Es gab auch Raum im Programm für Diskussionsunden, in denen sich die Mitglieder über Nachhaltigkeitsfragen und digitale Inhalte für Festivals austauschten.
Während des Treffens wurde deutlich, dass Festivals sich vor allem auch in ihrer Finanzierung von Theatern unterscheiden. Während im Durchschnitt Theater in Europa mit rund 70% aus öffentlicher Hand subventioniert werden, sind es bei Festivals kaum 30%. Dadurch ergibt sich eine besondere Aufmerksamkeit für das Stammpublikum und Mäzene. Das Kernteam des Festivals kennt diese in der Regel alle persönlich und es sind mehrere Momente während der Festivalwochen vorgesehen, in welchen sich die Spenderinnen und Spender ins Geschehen einbringen können. Die Präsidentin des Festivals Perelada, Isabel Suqué, erklärte in diesem Zusammenhang ihren persönlichen, familiär verankerten Weg.
Perfekt abgerundet wurde dieses Treffen mit einem Kozert der Barockband ‚Tercia Realidad‘ in der Schlosskirche, einem Besuch des Dalì-Museums, sowie einigen erlesenen Weinen aus der Region.